Adelsquellen zur Kreisgeschichte
Wie für die rheinische Geschichte insgesamt kommt Adelsquellen auch für die vormoderne Historie des Gebietes des heutigen Rhein-Kreises Neuss herausgehobene Bedeutung zu.
Im späten Mittelalter und der Frühen Neuzeit dominierten im Kreisgebiet das geistliche Kurfürstentum Köln und das weltliche Herzogtum Jülich (vor 1356 Grafschaft): Knapp zwei Drittel der Fläche standen Ende des 18. Jahrhunderts unter kurkölnischer Herrschaft, ein weiteres Viertel war Jülicher Gebiet. Das übrige Territorium gehörte zu den kleineren Reichsherrschaften Dyck, Elsen (Deutschordensherrschaft) und Myllendonk. Unterhalb dieser Ebene existierten Unterherrschaften, in denen der Landesherr Herrschaftsrechte (z. B. die niedere Gerichtsbarkeit) an den Adel übertragen hatte, welche dieser in dem entsprechenden Territorium mehr oder weniger autonom ausüben konnte.
Vertreter des Adels traten vor 1789 auf vielfache Art und Weise prägend in Erscheinung: in einflussreichen Ämtern und Funktionen bei Hofe, in der Verwaltung oder in der Kirche, aber auch als gesellschaftliche Elite, als Grundbesitzer und lokale Obrigkeit. In der urkundlichen und aktenmäßigen Überlieferung der Adelsfamilien spiegeln sich folglich wesentliche Aspekte der regionalen und lokalen Geschichte des heutigen Kreisgebiets.
Ein Teil der relevanten Adelsüberlieferung liegt heute nicht mehr im Rheinland, sondern in auswärtigen Archiven, namentlich in Westfalen. Um diese – in der regionalen und lokalen Geschichtsforschung bislang wenig beachteten – Zeugnisse stärker ins Bewusstsein der historisch interessierten Öffentlichkeit zu rücken, hat das Archiv zwischen 2009 und 2014 ein großangelegtes Projekt zur Erschließung westfälischer Adelsquellen zur Kreisgeschichte realisiert, dessen Ergebnisse über das Archivportal NRW eingesehen werden können.
„Westfälische Adelsquellen zur Kreisgeschichte im Archivportal NRW“